top of page
Suche

Was Kinder brauchen

  • paulgamber
  • 13. Juni 2015
  • 4 Min. Lesezeit

kinder.jpg

Die Familie und die Erziehung prägt wie keine andere Lebensgemeinschaft die Persönlichkeit und bestimmt, ob wir später zu glücklichen und erfolgreichen Menschen werden oder uns im Leben mit uns selbst und anderen Menschen schwer tun. Entwicklung lässt sich jedoch nicht vorherbestimmen. Aus den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Entwicklungspsychologie wissen wir, dass Entwicklung ein biologischer Prozess mit einer ihm innewohnenden Logik ist, dem wir uns in der Erziehung unserer Kinder anpassen müssen. Es kann nicht umgekehrt sein, dass sich die Natur unseren Wünschen und Erwartungen anzupassen hat. Der größte Irrtum in der Erziehung besteht darin, dass man glaubt, man könne die Persönlichkeit des Kindes antrainieren oder von außen bestimmen. Das ist aber nicht der Fall. Persönlichkeit kann sich nur aus sich heraus und im Zusammenspiel mit den äußeren Lebensbedingungen entwickeln.

Sichere Bindung

Ein zentraler Faktor und eine notwendige Voraussetzung dafür ist eine sichere Bindung.

Dem Kind Angebote machen, das seiner inneren Entwicklungsdynamik entspricht und seine Potenziale zur Entfaltung bringt, ist viel wichtiger als jeder pädagogischen Mode zu folgen. Andererseits müssen dem Kind auch Regeln vermittelt und Grenzen aufgezeigt werden- beginnend mit Regeln in der Familie, aber auch Regeln des zwischenmenschlichen Zusammenlebens: Respekt vor anderen Menschen, gleich welchen Geschlechts, Alters, Hautfarbe oder Herkunft. Da genügen nicht nur fromme Worte, Eltern müssen in dieser Beziehung auch Vorbild sein, sie müssen mit ihren Kindern kommunizieren können und ihnen ein Umfeld bieten, das ihnen die entsprechenden Erfahrungen verschafft.

Viel Liebe

Kinder haben einen natürlichen Antrieb, Neues zu lernen, zu explorieren, Freundschaften zu schließen, sich selbst zu behaupten. Die Erziehung zuhause und in der Schule treibt ihnen das aber schnell aus. Zwischen Herumhängen und vollem Terminkalender, zwischen laisser faire und Leistungsdruck, brauchen Kinder vor allem viel Liebe. Sie ist das Ferment jeder persönlichen Entwicklung. Das lässt sich sogar im Coputertomografen, der neuen Technik, die Gehirnprozesse sichtbar macht, nachweisen. Durch die elterliche Zuwendung in Form von Lächeln, Sprache und Berührung wird das Zellwachstum im Gehirn angeregt, die Bindungssicherheit und sogar die Intelligenz gefördert. Mehr als bei einem noch so ausgefeilten pädagogischen Programm.

Anregung und Stimulation

Eltern, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen, viel mit ihnen spielen, sprechen, die Grob- und Feinmotorik unterstützen, sie zu neuem Verhalten ermuntern, werden zum Teil eines natürlichen Funktionstrainings. Dazu gehören auch bewältigbare Herausforderungen. Dem Kind immer wieder einmal eine kleine lösbare Aufgabe zu stellen, es die Lösung für ein Problem selbst finden zu lassen, statt sie ihm auf dem Präsentierteller zu servieren. Ältere Kinder können mit kleinen Projekten betraut werden, beispielsweise das Meerschweinchen oder die Hauskatze zu pflegen. Lassen Sie Fragen, die das Kind hat, einmal von ihm selbst beantworten. Das erfordert Zeit und intensive Beschäftigung mit dem Nachwuchs. Ihr Kind wird es Ihnen irgendwann einmal danken, wenn Sie gar nicht mehr damit gerechnet haben.

Lob und Unterstützung

Ihr Kind braucht Ihre Hilfestellung, um sich in sein er Welt orientieren zu können. Dazu gehört, das zu loben, was das Kind gut gemacht hat oder wo es sich angestrengt hat, ohne dass es zu einem grandiosen Erfolg gekommen ist. Wichtig sind ebenso korrigierende Rückmeldungen und Unterstützung, wo sich ihr Kind unsicher fühlt. Ihr Kind lernt so, dass Lernen Spaß macht, auch wenn nicht auf Anhieb alles so klappt wie man es sich vorgenommen hat. Vor allem, dass Misserfolge keine Katastrophe sind, sondern ein weiterer Weg zu lernen.

Kontakt zu Gleichaltrigen

In der Urgesellschaft war es selbstverständlich, in Stammes- und Naturgesellschaften ist es noch heute so, dass die Kinder nicht isoliert, sondern im Kreis der Gleichaltrigen aufwachsen. Viele Untersuchungen zeigen, dass von den Peers (engl. Gruppe der Gleichaltrigen) wichtige soziale Entwicklungsprozesse ausgehen, die die Eltern gar nicht leisten können, zum Beispiel das Prinzip von Geben und Nehmen, die Verantwortung anderen gegenüber, Aggressionskontrolle, Teamwork (mit anderen zusammen an einem Strang ziehen, um ein Ziel zu erreichen) – aber auch das Prinzip von sinnvoller situationsabhängiger Führer- und Gefolgschaft.

Eine anregende Umwelt

Nichts ist so komplex, anregend und beruhigend zugleich für das menschliche Gehirn wie die Natur. Sie ist viel reicher an Anregungen als jedes Computerspiel. Sich in ihr zu bewegen, Beobachtungen zu machen und im Kreis der Peers Abenteuer zu erleben, ist der Entwicklung des Kindes um ein Vielfaches förderlicher als so mancher Nachhilfekurs in Mathe oder Englisch, und hilft sogar Verhaltensstörungen vorzubeugen und zu heilen. Oder denken Sie einmal an einen gemeinsamen Kino und Theaterbesuch, über den man sich hinterher unterhält. Ihr Kind wird sich mit diesen Themen intensiver beschäftigen, als mit wenn es zuhause allein Fernsehen guckt.

Struktur und Grenzen

Sie sind fast genau so wichtig, wie die Liebe, die Sie Ihrem Kind geben, und stehen zu ihr in keinerlei Widerspruch. Ihr Kind muss nämlich wissen, dass auch Sie, die Eltern, Bedürfnisse nach Ruhe, Entspannung, Ausgleich, haben, und dass es seine Wünsche nicht obenan stellen darf. Manchmal muss auch mit Nachdruck etwas durchgesetzt werden. Wichtig ist die Erziehung zur Frustrationstoleranz, das ein böses Wort, gemeint ist damit jedoch etwas sehr Sinnvolles: dass man im Leben nicht mit einer sofortigen Belohnung rechnen darf, wenn man ein langfristiges Ziel verfolgt. Sie sollten Ihr Kind schon möglichst früh an die Regeln eines geordneten Familienlebens gewöhnen: gemeinsame Mahlzeiten, die Zeit, die Sie mit Ihrem Kind verbringen, das Zubettgehen, abends rechtzeitig zuhause sein, die Eltern wissen lassen, wohin man geht, feste Zeiten für Schularbeiten und so weiter. Ohne solche Regeln funktioniert keine Familie auf Dauer gut.

Viel miteinander reden

... über die unterschiedlichsten Dinge, auch über Gefühle: »Wie war dein Tag? Was hat dir Kummer bereitet? Warum? Wie könntest du dieses oder jenes Problem lösen? Wessen Hilfe brauchst du dazu?« – geben Ihrem Kind ein Gefühl von Sicherheit und dienen ihm zugleich als Modell für das eigene Problemlösungsverhalten. Halten sie einmal in der Woche »Familienkonferenz«, um die anstehenden Probleme zu besprechen. Eltern sollten sich jedoch davor hüten, zu Kumpels ihrer Kinder zu werden. Man kann vielleicht seinen erwachsenen Sohn oder seine Tochter zum Freund/Freundin haben, nicht aber Kinder, die sich noch in einem Entwicklungsprozess befinden.

 
 
 

Comments


Empfohlene Einträge
Aktuelle Einträge
Nach Stichwörtern suchen
Folgen Sie uns
  • Facebook Classic
  • Twitter Classic
  • Google Classic
bottom of page